Waldorfpädagogik


Die Waldorfpädagogik basiert auf der Menschenkunde Rudolf Steiners

Die Menschenkunde gibt Hinweise auf eine den Altersstufen gemäße Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Pädagogik und Bildungs- und Erziehungsplan sind auf diese allgemein gültigen Entwicklungsgesetzmäßigkeiten abgestimmt. Dadurch entstehen Unterschiede zum staatlichen Lehrplan.

 

Trotz der heutigen Tendenz zur Akzeleration, zu schnellerer Reifung, sind diese Erkenntnisse erfahrungsgemäß noch immer von Bedeutung. Im Mittelpunkt steht die Persönlichkeit des Kindes, die in ihrer Ganzheit wahrgenommen und nach ihren individuellen Entwicklungsmöglichkeiten gefördert und gefordert wird. Lernen beinhaltet bei uns mehr als Wissensvermittlung. Wir bieten den Kindern aller Altersstufen einen Lehr-, Arbeits- und Lebensraum, in dem sie sich beheimatet fühlen und sich körperlich, seelisch und geistig gesund entwickeln können. Eltern, Erzieher*innen und Lehrer*innen arbeiten Hand in Hand.

 

Wer war Rudolf Steiner?

Rudolf Steiner (1861-1925) war Philosoph und Anthroposoph. Als Mitarbeiter im Goethe-Schiller- Archiv in Weimar beteiligte er sich unter anderem an der Herausgabe von Goethes „Naturwissenschaftlichen Schriften“. 1919 gab er die entscheidenden Anregungen zur Gründung der ersten Waldorfschule in Stuttgart. Emil Molt, der fortschrittlich gesinnte und sozial engagierte Besitzer der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, wollte für die Kinder seiner Arbeiter eine Schule konzipieren und bat Rudolf Steiner um Rat. Neben der Pädagogik fanden Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse auch Eingang in die biologisch-dynamische Landwirtschaft, in die Medizin, die Heilpädagogik, die Kunst und in die Religion.


WALDORF 100 - Learn to change the world

Im Jahre 2019 wurde regional, national und international das Jubiläum gefeiert. Zur Freude über das Erreichte kam der gemeinsame Blick in die Zukunft.

 

 

Über alle Grenzen hinweg entstand so eine lebendige, internationale Verbundenheit, die heute so wichtig ist wie selten zuvor.



Ein kurzer Überblick der Waldorfpädagogik

Wertschätzende Grundhaltung

Die Schüler*innen werden nicht nur nach ihren intellektuellen Leistungen beurteilt, im Gegenteil – der Lehrplan ist altersspezifisch auf die Schüler*innen und ihre jeweiligen Begabungen hin konzipiert. So gibt es bis zur 10. Klasse auch keine Notenzeugnisse, sondern Textzeugnisse, die die Schüler*innen nicht nur beurteilen, sondern auch in die Zukunft blicken und ermutigen, ihre jeweiligen Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzubilden. Lehrer*innen und Eltern haben die Aufgabe, gemeinsam das Umfeld so zu gestalten, dass die jungen Menschen ihre Fähigkeiten möglichst optimal entfalten können. Die Wertschätzung und Aufmerksamkeit für jedes Kind spielt dabei eine große Rolle. Daher begrüßt der/ die Lehrer*in vor dem Unterricht jedes Kind einzeln und genauso verabschiedet er/ sie auch das Kind nach dem Unterricht.


Altersspezifischer Unterricht

In den ersten Schuljahren findet eher „bildhafter“ statt sachbezogener Unterricht statt. Die Schüler*innen lernen durch Geschichten, Lieder, Spiele, Malen und Tanz die Buchstaben, Zahlen und Sachthemen kennen. Es gibt keine vorgefertigten Bücher oder Arbeitsblätter, die schematisch ausgefüllt werden, sondern die Schüler gestalten ihre Epochenhefte selbst. In der Mittelstufe stehen soziale Themen und Projekte im Vordergrund, die den Jugendlichen in seiner Lebenswelt auffangen und unterstützen. Mehr und mehr nimmt dann ab der 9. Klasse der Unterricht wissenschaftlichen Charakter an. In der Oberstufe sehen wir unsere pädagogische Aufgabe nicht darin, eine voruniversitäre Ausbildung zu garantieren. Die 13. Klasse dient der Abiturvorbereitung, der Unterricht bleibt jedoch ganzheitlich ausgerichtet.


Epochenunterricht

Ein wichtiges Element ist der Epochenunterricht. Er wird in den Fächern durchgeführt, in denen Sachgebiete in sich geschlossen behandelt werden können (Deutsch, Geschichte, Mathematik, Naturwissenschaften usw. ). Gebiete, die laufender Übung bedürfen (künstlerischer Unterricht, Fremdsprachen), werden in Fachstunden erteilt, wobei auch hier manche Waldorfschulen in den letzten Jahren verstärkt Epochenunterricht durchführen.


Künstlerisch-handwerklicher Unterricht

Ein vielfältiger handwerklicher Unterricht fördert die differenzierte Ausbildung des Willens und die lebenspraktische Orientierung der Schüler*innen. Wer arbeitet heute noch mit Holz, Kupfer und Metall? Wer weiß, wie viel Mühe es kostet, etwas handwerklich herzustellen? Um dies nachvollziehen zu können und zu erleben, ist der Handwerksunterricht fester Bestandteil der Waldorfschulen. Ein weiterer Aspekt ist der künstlerische Unterricht. In der Unterstufe fließen künstlerische Elemente ab der ersten Klasse mit in den Unterricht ein. In der Mittel-und Oberstufe wird Kunst als Fach in den Stundenplan mit aufgenommen. Musik ist ein wichtiger Bestandteil unserer Schule. Alle Schüler*innen lernen ab der ersten Klasse ein Instrument. Ab der Mittelstufe spielen sie im Mittelstufenorchester oder singen im Chor. Es finden Schülerkonzerte statt. Ein Instrument zu erlernen erfordert Geduld, Ausdauer und Willenskraft. Wir möchten in jeder Hinsicht die Schüler*innen ermutigen, selbst tätig zu werden. Zum künstlerischen Element zählt auch die Eurythmie. Sie ist eine Bewegungskunst, die die Wahrnehmungsfähigkeit und das Körperbewusstsein schult.


Zeugnisse und Abschlüsse

Die Textzeugnisse bestehen aus möglichst detaillierten Beschreibungen, die den Schüler*innen die Leistung, den Leistungsfortschritt, aber auch ihre Fähigkeiten und Begabungen in den einzelnen Fächern widerspiegeln. Die Schüler*innen können die Schule mit der Fachoberschulreife, Fachhochschulreife (nach dem 11. Schuljahr) oder dem Abitur (nach dem 13. Schuljahr) abschließen. Nach der 11. Klasse erhalten die Schüler*innen neben einem Notenzeugnis ein Textzeugnis, in dem ihre besonderen Fähigkeiten und Begabungen zur Geltung kommen. Immer wieder erhalten wir aus den Ausbildungsbetrieben ein positives Feedback über die sozialen Kompetenzen und praktischen Fähigkeiten der ehemaligen Schüler*innen.


Selbstverwaltung

Wir bilden als Lehrer- Elterngemeinschaft den Erziehungsrahmen für unsere Kinder. Dazu gehört ein respektvolles Miteinander von gegenseitigem Zuhören und Vertrauen. Wie kann dieses respektvolle Miteinander geübt und erlernt werden?  Durch die Selbstverwaltung! Die Selbstverwaltung erfolgt durch Eltern und Lehrer:innen gemeinsam und stellt ein sehr zukunftsorientiertes soziales Erfahrungsfeld dar. Die pädagogische Leitung wird von der wöchentlichen Lehrer*innenkonferenz wahrgenommen, an der alle Lehrer*innen gleichberechtigt mitwirken. Die Verwaltung der Schule wiederum liegt zum großen Teil in den Händen der Eltern. Alle Gremien sind paritätisch von Eltern und Lehrer*innen besetzt und miteinander vernetzt. Idealerweise bildet die anthroposophische Geisteswissenschaft die gemeinsame Grundlage für diese Zusammenarbeit.


Finanzierung

Wir erhalten vom Land Bayern staatliche Zuschüsse, die aber die Betriebskosten nicht komplett abdecken. So sind wir auf Trägereigenleistungen angewiesen. In Finanzgesprächen besprechen wir individuell, welchen Betrag die Familien aufbringen können. Selbstverständlich sind die Eigenleistungen freiwillig und unabhängig von der Aufnahme des Kindes.