Unterricht an der Waldorfschule - welche Fächer gibt es bei uns?


Hauptunterricht

Der sogenannte Hauptunterricht (HU) findet in der Regel während der gesamten 12 Schuljahre in den ersten zwei Schulstunden statt; er ist in sich gegliedert und so aufgebaut, dass stets der ganze Mensch angesprochen wird. 

 

Im HU werden die Kernfächer Deutsch, Mathematik, Sachkunde, Physik, Chemie, Biologie, Geografie, Geschichte, Kunstgeschichte in drei- bis vierwöchigen Epochen behandelt. Ein intensives Verbinden mit den Inhalten wird dadurch ermöglicht. 

 

In den Klassen 1 bis 8 (Unter- und Mittelstufe) erteilt den HU die Klassenlehrer*innen; ab der 9. Klasse (Oberstufe) übernehmen spezialisierte Fachkolleg*innen die Epochen.

 


Fachunterricht

An den Hauptunterricht schließen sich die Fremdsprachen, künstlerisch-handwerkliche und musische Fächer, Chor und Orchester, Gartenbau, Eurythmie, Sport, Technologie, Sozialkunde und Religion an.

 

Fremdsprachen

Der Unterricht in Englisch und Französisch beginnt in der 1. Klasse. Er vertraut in den unteren Klassen auf die Nachahmungsfähigkeit der Kinder und ist auf die Entwicklung eines lebendigen Sprachgefühls und den Erwerb eines Schatzes an Worten und Redewendungen aus dem täglichen Leben ausgerichtet. In der 4. Klasse kommt das schriftliche Arbeiten hinzu.

 

Künstlerisch-handwerkliche Fächer

Im Handarbeitsunterricht erlernen alle Kinder im Laufe der ersten acht Schuljahre das Stricken, Häkeln, Sticken und Nähen von Hand und mit der Maschine. Die Wolle unserer hauseigenen Schulschafe findet besonders in den unteren Klassen vielseitige Verwendung. In der 4. Klasse beginnt der Werkunterricht mit Schnitzen und anderen Holzarbeiten. In der Oberstufe kommen hinzu: Plastizieren in Ton, Schreinern, Kupfertreiben, Bronzeguss, Steinbildhauen, Schneidern, Buchbinden, Korbflechten, Spinnen, Weben. Malen und Zeichnen werden in allen Klassenstufen gepflegt.

 

Orchester und Chor

Bigband, Chor und zwei klassische Orchester geben den Schüler*innen die Möglichkeit, ihre musikalischen Fähigkeiten zu vertiefen. Die jährlich stattfindenden Konzerte sind stets Höhepunkte im Leben der Schule.

 

Gartenbau

Im Schulgarten lernen die Jugendlichen von der 6. bis zur 8. Klasse die Arbeiten kennen, die aufgrund der biologisch-dynamischen Bewirtschaftungsweise zur Pflege des Gartens anfallen. Dabei erleben sie den Jahresrhythmus in der Natur; sie werden zu ökologisch verträglichem Verhalten angeleitet und auf die Bedeutung des Umweltschutzes aufmerksam gemacht. In der 7. Klasse versorgen die Schüler*innen ein eigenes Beet. Auf unserem Schulgelände leben zurzeit mehrere Bienenvölker und Schafe. Beobachtend, selbstversorgend und pflegend erleben die Kinder den langen Weg mit von der Blüte zum Honig, zur Kerze und vom Grashalm zur Wolle.

 

Eurythmie

Die Elemente der Sprache und Musik werden in empfindungsgetragene Bewegungen des ganzen Körpers umgesetzt oder auch von Gruppen dargestellt. Dadurch werden allgemeine Geschicklichkeit, Konzentration, Koordination, Teamfähigkeit, innere und äußere Beweglichkeit, Wahrnehmung des Umfeldes, räumliches Vorstellungsvermögen und künstlerische Gestaltungskraft geschult. 

 

Technologie

Der schulische Umgang mit dem Computer beginnt in der 9. Klasse; es werden die Grundlagen sinnvoller Computernutzung und das Schreiben im Zehn-Finger-System erlernt. In der 10. Klasse geht es um die Verwendung von Textverarbeitungsprogrammen, in der 11. Klasse um die Websiteprogrammierung in HTML, CSS und Java.

 

Religion

Rudolf Steiners Anthroposophie und seine geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht Gegenstand des Unterrichtes. Die Waldorfschule ist konfessionell nicht gebunden. Das Feiern der christlichen Jahresfeste wird im Schulleben allerdings intensiv gepflegt. Den Religionsunterricht suchen zunächst die Eltern für ihr Kind aus; später entscheiden die religionsmündigen Jugendlichen selbst.

 

Zur Wahl stehen bei uns evangelischer, katholischer, freier christlicher Religionsunterricht und Religionsunterricht der Christengemeinschaft. Auch andersgläubige Kinder können die Waldorfschule besuchen, wenn sie die christlichen Feste und Bräuche miterleben dürfen.


Unterricht in der Oberstufe

Mit der 9. Klasse beginnt die Oberstufe, in der im Hauptunterricht die Fachlehrer*innen an die Stelle der Klassenlehrer*innen treten. Der Begriff "Oberstufe" ist gegenüber seiner Bedeutung an staatlichen Gymnasien deutlich ausgeweitet. Mit dem Ende der Pubertät erwacht bei den Jugendlichen allmählich das Interesse an der Welt, an sozialen und beruflichen Möglichkeiten. Insofern will der Oberstufenunterricht dasjenige, was an Fähigkeiten in den ersten acht Jahren angelegt wurde, durch altersgemäße Kenntnisse und Arbeitsmethoden weiterentwickeln, um dem Jugendlichen eine menschliche und berufliche Perspektive zu ermöglichen.

 

Der Unterricht erhält methodisch und inhaltlich eine neue Qualität. Wichtig ist dabei, dass die Schüler*innen eine Ahnung von den gesellschaftlichen Basisbereichen Landwirtschaft, Handel, Industrie und Gewerbe bekommen. Dies erfordert auch in der Oberstufe eine lebensorientierte Ausrichtung der Unterrichtsinhalte.

 

Gleichzeitig bemüht sich die Waldorfschule um eine ausgewogene Relation der "gedanklichen" Fächer des Hauptunterrichtes (Deutsch, Geschichte, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Geographie und Kunstgeschichte) mit den handwerklichen, künstlerischen und musischen Fächer des Fachunterrichts (Eurythmie, Gartenbau, Musik, Korbflechten, Kupfertreiben, Weben, Buchbinden, Plastizieren, usw.).

 

Ebenfalls in den Fachstunden werden die Fremdsprachen, Religion und Sport unterrichtet.


Themenarbeiten

In der 8. und in der 12. Klasse bearbeiten die Schüler*innen über einen längeren Zeitraum ein selbst gewähltes Thema, das einen praktischen und einen theoretischen Teil enthalten soll.

 

Es wird eine schriftliche Ausarbeitung angefertigt, die praktische Arbeit wird ausgestellt und vor der Schulgemeinschaft wird das Thema frei präsentiert. Wichtig ist dabei auch, den Arbeitsprozess und die gemachten Erfahrungen anzuschauen und auszuwerten.


Theateraufführungen

Von der ersten Klasse an werden kleine Theaterspiele einstudiert.

 

In der 8. und 12. Klasse kommen Werke der Klassiker und der Moderne zur Darstellung.

 

In der 11. Klasse steht ein Fremdsprachenspiel (Englisch oder Französisch) auf dem Programm. Das Entwerfen und das Herstellen von Kostümen und Kulissen gehören mit zu den Aufgaben der Schüler*innen.